«Die in Graz verhinderte Signer-Aktion auf Video» Neue Zeit, Graz,
Ernst Grohotolsky, 1997
Die gezeigten Videos von Roman Signer sind voller Slapstick und hinterhältiger
Komik. Signer läuft gegen Leuchtraketen um die Wette oder hindert sie am
Start. Daneben wird der Blick frei auf den Aberwitz menschlicher Selbstzerstörungsrituale:
wenn Signer Raketen gegen sich zündet und dann hinter einer Bretterwand vor
ihnen Schutz sucht. Das befreiende Lachen nach Signers Aktionen entsteht gleichsam
als unbewusste Reaktion auf das Gefühl, dem Grauen noch einmal entkommen
zu sein.
Deutlich wird das im Vergleich mit den Filmen Peter Liechtis (in denen auch Signer
mitwirkt). Liechtis eindrucksvoller Streifen «Theater der Hoffnung»
montiert sarkastisch und zynisch Filmmaterial rund um die Abrüstungsgespräche
der Supermächte. Zwischen Aufnahmen amerikanischer Atomraketenstarts gefriert
das geliftete Kameralächeln Nancy Reagans (durch optische Verfremdung) zur
Fratze eines Würgeengels, und Ronald wird zum blaugrünen, todähnlichen
Gespenst.
Kunst findet so dem Entsetzen Bilder und leitet, indem sie den Wahnsinn zur Kenntlichkeit
entstellt, Bewusstseinsprozesse ein. Nicht zuletzt deshalb ist sie zu fördern;
und nicht – wie in Graz – bürokratisch zu verhindern.